Kino: Der Schnee am Kilimandscharo

Ein wunderbarer, warmherziger und witziger Film [FSK12]

Michel lebt zufrieden mit seiner Frau Marie-Claire in Marseille. Die beiden sind seit 30 Jahren ein glückliches Paar und sie lieben sich und ihr Leben: Die Kinder und Enkelkinder wohnen in der Nähe, sie schätzen ihre engen Freunde und sind stolz auf ihr politisches Engagement in der Gewerkschaft. Selbst als Michel einige der Hafenarbeiter entlassen muss und sich aus Solidarität selbst kündigt, trübt das seine Existenz nicht durchgreifend. Diese elementare Zufriedenheit wird aber jäh zerrüttet, als zwei maskierte und bewaffnete Männer Michel und Marie-Claire beim Nachtessen bei Freunden überfallen, fesseln und ihre Ersparnisse stehlen. Der Schock sitzt tief und die Wut steigt, als Michel erfährt, dass der Überfall von einem jungen ehemaligen Arbeitskamerad organisiert wurde, der ebenfalls die Stelle verlor. Michel und Marie-Claire begreifen jedoch später, dass ihr Angreifer Christophe aus einer Zwangslage heraus gehandelt hat. Er lebt alleine mit seinen zwei jüngeren Brüdern, die er gewissenhaft umsorgt und für deren Zukunft er aufkommen muss. Robert Guédiguian erzählt keine Kriminalgeschichte, obwohl der Film das vermuten lässt. Denn bereits in der Szene nach dem Überfall sehen wir, wer ihn verübt hat. Es war ein junger Werftarbeiter, den Michel entlassen musste. Ohne Job und allein mit seinen beiden minderjährigen Brüdern weiß er nicht, wie er die Miete zahlen soll. Die Schuldfrage erscheint damit nicht nur für Michel, sondern auch für den Zuschauer in einem anderen Licht. Welchen Wert haben Recht und Gerechtigkeit, wenn eine Tat verständlich wird? Wenn sie vielleicht sogar mit der eigenen Weltsicht übereinstimmt? In genau jenen moralischen Grauzonen bewegt sich dieser Film unaufhörlich und genau solche erzählerischen Ambivalenzen machen Der Schnee am Kilimandscharo interessant.

Ab 19 Uhr wieder Sushi und Suppe - für Schüler und Studenten frei!
http://www.der-schnee-am-kilimandscharo.de/

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