Programmkino: Nokan - die Kunst des Ausklangs

Ein ergreifendes Melodram von Yojiro Takita - Auslandsoscar 2009!

Was für ein wunderbarer Film, der irgendwie mit Reisen zu tun hat. Die Reise geht nach Japan, in eine andere Kultur mit eigenen Bräuchen und Ritualen. Schnell kann man jedoch auch Gemeinsamkeiten von fernöstlichen und europäischen Denkweisen erkennen. Manche Themen sind eigentlich tabu. Für den leichtfüßigen und humorvollen Umgang mit einem schwierigen Thema, hat der Film 2009 einen Auslandsoscar bekommen. Die sympathischen Darsteller und die außergewöhnliche Filmmusik sind ebenfalls preiswürdig. Der junge Daigo (Masahiro Motoki) ist Cellist in einem renommierten Tokioter Orchester. Als das Orchester den Hauptsponsor verliert, wird es aufgelöst. Daigo wird arbeitslos. Mit seiner Frau Mika (Ryoko Hirosue) kehrt er in seinen kleinen Heimatort zurück. In der örtlichen Zeitung entdeckt er schon bald eine interessante Stellenanzeige. Hört sich irgendwie nach Reise an, denkt er. So ganz falsch liegt er damit auch nicht. Sein Vorstellungsgespräch findet in einem abgelegenen Haus statt und der ältere Herr, der ihm nun gegenübersitzt, erkennt sogleich, dass Daigo genau der richtige Mann für diesen Beruf ist. Gewitzt stellt er Daigo ein, noch bevor dieser begriffen hat, um was für eine Art Arbeit es sich handelt. Als der ehemalige Cellist begreift, was für ein Geschäft sein neuer Chef Sasaki (Tsutomu Yamazaki) betreibt, ist er geschockt. Doch nun ist es zu spät. Es geht darum, Verstorbene für ihre „letzte Reise“ herzurichten. In einer feierlichen Zeremonie werden die Verstorbenen gewaschen, umgezogen und geschminkt. Nach anfänglicher Scheu, ist Daigo schon bald von der Schönheit und Würde des Rituals beeindruckt. Doch auch in Japan ist dieser Beruf sehr unbeliebt und gilt als unrein. Wie soll er die neue Arbeit nur seiner Frau erklären? Zunächst gelingt es ihm, mit blumigen Umschreibungen seine Tätigkeit zu verschleiern. Mika kommt schließlich doch hinter sein Geheimnis und ist entsetzt. Sie stellt ihn vor die Wahl: Entweder der Job oder ich. Regisseur Yojiro Takita macht mit diesem Film das Unmögliche möglich. Er behandelt humorvoll und nachdenklich ein Thema, vor dem sich sonst viele Menschen gruseln. Doch hier verliert der Tod seinen Schrecken. Der Regisseur beweist ein sensibles Gespür für die Situation und trifft jederzeit den richtigen Ton. Ein fabelhafter Film voller Poesie und Lebensfreude, den man unbedingt gesehen haben sollte. Schüler und Studenten haben freien Eintritt. Ab 19 Uhr gibt es wieder Sushi und Suppe.
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