Programmkino: Der Name der Leute

Wunderbares französisches Kino - einer der schönsten Filme des Jahres

Wieder einmal ist wunderbar subversives Kino über die Rheingrenze geschwappt. Der französische Regisseur Michel Leclerc hat einen der schönsten Filme des Jahres abgeliefert. Leichtfüßig, respektlos und dennoch tiefgründig wagt sich die Komödie aus unserem Nachbarland an gesellschaftliche Tabus. Obwohl dabei Themen wie Rassismus, Missbrauch, Nacktheit oder die Schoah angegangen werden, behält der Film immer seinen warmherzigen Ton. Dafür sorgt schon die wunderbare Liebesgeschichte zwischen der etwas durchgeknallten Politaktivistin Bahia Benmahmoud (Sara Forestier) und dem zurückhaltenden Veterinär Arthur Martin (Jaques Gamblin). Zufällig lernen sich die beiden bei einer Radiosendung über Vogelgrippe kennen. Bahia, die sich mit allen Mitteln gegen Rassismus und Unfreiheit einsetzt, wittert in dem Mann mit dem französischen Allerweltsnamen, der Name Martin ist in Frankreich ein Name wie Müller oder Schultze, ein Opfer für ihre politischen Umerziehungsbemühungen. Die temperamentvolle Politmissionarin hat sich nämlich eine ungewöhnliche Methode ausgedacht wie sie rechtsgerichtete Männer bekehren kann. Sie geht mit ihnen ins Bett. Dem verblüfften Arthur erzählt sie, dass sie zehn Tage brauche, bis sie einen Nationalisten umgedreht habe. Doch Arthur ist kein Rechtswähler, sondern bekennender Anhänger des Sozialisten Lionel Jospin. Bahia und Arthur landen dennoch im Bett und verlieben sich sogar ineinander. Das wirbelt von nun an das Leben des risikoscheuen Wissenschaftlers durcheinander. Zu besonderen Komplikationen kommt es, als Arthur die flippige Bahia seinen Eltern vorstellt. Seine Mutter ist nämlich jüdischer Abstammung. Doch alle Themen die irgendwie mit dieser Herkunft zu tun haben, werden im Hause Martin strikt vermieden. Das ist für Bahia eine fast unlösbare Aufgabe. Sprudeln doch die Sätze aus ihrem Mund nahezu unkontrolliert heraus. Was sich Regisseur Michel Leclerc und die Drehbuchautorin Baya Kasmi, welche auch seine Lebensgefährtin ist, ausgedacht haben, ist ein überdrehtes Humorfeuerwerk. Der Film glänzt sowohl durch Situationskomik als auch mit pointierten Dialogen und ist temporeich inszeniert. Obwohl der Film die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse in Frankreich aufs Korn nimmt, ist er doch so universell, dass viele Themen auch in Deutschland aktuell und nachvollziehbar sind. Die beiden sympathischen Hauptdarsteller liefern eine fabelhafte Leistung ab. Das ist Kino für Erwachsene, welches durch großartigen Witz und Klugheit beeindruckt. Schüler und Studenten bezahlen keinen Eintritt. Ab 19 Uhr gibt es wieder Sushi und Suppe.
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